Der Umbau des Tempo: Herausforderung gemeistert
Historische Autos zu elektrifizieren, ist das Spezialgebiet der Firma E-Cap. Trotzdem stellte der Tempo des hit-Technopark das Team der Winsener Firma vor schwere Aufgaben. Wie es aus dem historischen Fahrzeug ein E-Auto gemacht hat.
Der Tempo war eine seiner bisher größte Herausforderungen, gibt Daniel Rüger zu. Der Kfz-Experte ist Projektleiter bei der Firma E-Cap in Winsen, einem Spezialisten für den Umbau historischer Fahrzeuge zu Elektroautos. „Eine Aufgabe wie den Tempo hatten wir noch nie“, sagt der 26-Jährige.
Was er damit meint: Anders als bei den meisten Autos, werden Tempo -Wagen nicht mit Antriebs- oder Gelenkwellen angetrieben, sondern mit Hilfe einer Kette. Eine Technik, die üblicherweise in Motorrädern verbaut ist. „Dieser Antrieb war für uns Neuland“, sagt Rüger, der seit 2018 bei E-Cap arbeitet.
Trotzdem näherte sich der Projektleiter auch diesem historischen Fahrzeug, wie er es immer macht. „Wir stellen uns zu Beginn zwei Fragen: Welchen Motor verbauen wir und wie groß darf der Akku sein, damit das zulässige Gesamtgewicht nicht überschritten wird?“, erklärt Rüger. Beim Motor wählte der Experte aus einem Pool, den die Firma E-Cap eigens für ihre Projekte zusammengestellt hat. Wichtigste Kriterien dabei sind Leistung und Drehmoment. „Ziel ist es, immer die Fahrleistung vor dem Umbau zu erreichen“, sagt Rüger. Beim Tempo allerdings, verrät der Projektleiter, musste er den Motor sogar etwas drosseln. Das historische Fahrzeug ist nur für Geschwindigkeiten bis zu 60 Stundenkilometer ausgelegt, könnte mit E-Motor jedoch schneller fahren. „Aber das wird dann einfach zu unsicher“, sagt Rüger.
Als Motor und Akku gefunden waren, wurde der Umbau mit CAD-Software am Computer konstruiert. Erst dann wurde es handfest: Motorraum auf, alte Technik raus, neue Technik rein. So die Kurzversion. Aber so einfach war es natürlich nicht. Um das Antriebsproblem – Kette statt Welle – zu lösen, bauten die Mechaniker zwischen Motor und Kette ein kleines Getriebe ein. „So konnten wir den alten Kettenantrieb erhalten und mit dem Elektromotor verbinden“, erklärt Rüger. Und so wurde aus dem alten Zweitaktmotor mit Vierganggetriebe ein E-Antrieb mit zwei Gängen: vorwärts und rückwärts.
Diese Lösung brachte jedoch ein weiteres Problem mit sich: Wie wird die Antriebseinheit im Motorraum verbaut? „Normalerweise wird die originale Motoraufhängung wiederverwendet“, sagt Rüger. Weil aber zusätzlich zum Motor noch ein kleines Getriebe verbaut wurde, passte diese Aufhängung nicht mehr. „Also haben wir den Motor auf eine kleine Welle gesetzt“, sagt der Experte. Damit war auch dieses Problem gelöst – und die Herausforderung schließlich gemeistert.
Nach gut einem halben Jahr waren Rüger und seine Kollegen fertig.
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