Lust auf Zukunft: Universität in Helsinki ist Vorbild für Zusammenarbeit zwischen TUHH und dem hit-Technopark
Auf einem Campus in Helsinki ist das perfekte Zusammenspiel zwischen Forschung und Business zu beobachten. In der Aalto Design Factory arbeiten Professoren, Studenten und Unternehmen gemeinsam unter anderem an der Entwicklung von Prototypen. Das Modell könnte eine Blaupause für die Zusammenarbeit zwischen TUHH und hit-Technopark sein.
Wer sich in der Aalto Design Factory einen Kaffee holen möchte, muss mitunter ein wenig Geduld mitbringen. In dem modernen Gebäude auf dem Campus der Aalto University in Helsinki gibt es nur eine einzige Kaffeemaschine – für rund 80 Personen. So entstehen immer wieder Schlangen, aber auch Gespräche zwischen den Wartenden. Darin steckt der Sinn: Die Küche ist, wie die gesamte Design Factory, eine riesiger Ort der Begegnungen. Auch ein „Hug-Point“ gehört dazu. Begegnen sich an diesem Punkt zwei Personen, so die Hausregel, sollen sie sich in den Arm nehmen und miteinander reden – Kuschelzeit.
Christoph Birkel, Geschäftsführer des hit-Technopark, und Professor Dr. Christian Lüthje, der das Institut für Innovationsmarketing an der Technischen Universität Hamburg (TUHH) leitet, haben diesen besonderen Ort besucht, an dem Wissenschaft und Wirtschaft so geschickt miteinander verbunden werden, wie sonst selten auf der Welt. Birkel und Lüthje sehen in der Design Factory eine Blaupause für eigene Projekte, denn die Universität und der hit-Technopark wollen künftig intensiver zusammen arbeiten.
Das Prinzip der Verzahnung konnte der Besuch aus Harburg aus erster Hand kennenlernen. „In der Aalto Design Factory soll die Innovationskraft genutzt werden, die aus der interdisziplinären Zusammenarbeit von Studierenden unterschiedlicher Fachbereiche sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen verschiedener Branchen entsteht“, sagt Professor Lüthje. Deshalb bringt die Design Factory Professoren, Studierende und Partnerunternehmen zusammen und lässt sie gemeinsam an Projekten arbeiten – die am Ende in die Tat umgesetzt werden. „Diesen Ansatz verfolgen einige Hochschulen“, sagt Professor Lüthje, „doch die Aalto Design Factory macht besonders, dass am Ende etwas Greifbares dabei herauskommt.“
Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Was in der Theorie etwas abstrakt klingt, funktioniert in der Praxis sehr konkret. Die Design Factory vernetzt Studenten und Partnerunternehmen, die dann ein gemeinsames Projekt entwickeln – von der Idee über das Produktdesign bis zur Entwicklung eines Prototypen in der eigenen Werkstatt der Hochschule. Die Studententeams arbeiten interdisziplinär, das heißt, sie bestehen nicht nur aus Ingenieuren, sondern auch aus Juristen, Informatikern, Produktdesignern und -Entwicklern oder Betriebswirten, die allesamt einen eigenen Blick auf das Projekt haben. Dadurch entstehen noch mehr Ideen.
Bis zu zehn solcher Projekte, finanziert unter anderem von einem 15.000 Euro Zuschuss der Partnerunternehmen, werden jedes Jahr durchgeführt und auf einem Abschlussevent vor rund 1000 Gästen präsentiert. Am Ende profitieren alle Seiten von der gemeinsamen Arbeit. Die Unternehmen erhalten neben neuen Ideen auch gleich den passenden Prototypen. Die Studenten lernen, an interdisziplinären Projekten zu arbeiten.
Und die Aalto University kann ihre Erkenntnisse für die Forschung nutzen. Denn neben der Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft durch die Projektarbeit spielt auch die Forschung eine wichtige Rolle innerhalb der Aalto Design Factory. Hierbei beobachten und bewerten Professoren, Doktoranden und wissenschaftliche Mitarbeiter die Arbeit der Teams, um diese wiederum weiter zu verbessern.
Erkenntnisse, von denen auch der hit-Technopark profitieren möchte. „Vernetzung und interdisziplinäres Zusammenarbeiten sind Dinge, die wir im hit-Technopark immer weiter forcieren wollen.“, sagt Birkel. Schon jetzt bietet der Technologiepark Workshops zu Themen wie Produktdesign, Design Thinking oder Prototypen an, und zum anderen schafft er durch zahlreiche Veranstaltungsformate Plattformen, über die sich die Mieter des hit-Technopark einfacher vernetzen können.
Darüber hinaus soll auch die Zusammenarbeit mit der TUHH künftig enger werden. Der hit-Technopark und die TUHH denken gerade über die Stiftung eines Lehrstuhls nach dem Vorbild der Aalto Design Factory nach. Damit auch hier in Harburg in interdisziplinären Teams in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft die Produkte der Zukunft entstehen.
Neben den Projektgruppen, einer Werkstatt und der Forschungseinrichtung bietet die Aalto Design Factory übrigens in einem Coworking-Space Arbeits- und Büroflächen. Dort sitzen Mitarbeiter von Firmen, die den Kontakt zur Aalto University halten wollen, Start-ups, die aus Projektarbeiten hervorgegangen sind, oder Studierende, die an ihren eigenen Projekten arbeiten. Auch dieses Miteinander könnte Vorbild sein für künftige Angebote des hit-Technopark. Die Reise in den Norden hat sich für Christoph Birkel und Prof. Christian Lüthje jedenfalls gelohnt. Nicht nur wegen des guten Kaffees und der Kuscheleinheiten am „Hug-Point“.