Die schöne neue Arbeitswelt
Wie bitte? New Work, agiles Arbeiten, Meetup, Hackathon, Design Thinking, World Café – die Schlagworte des Kulturwandels unserer Arbeitswelt tragen manchmal Namen, mit denen noch nicht jeder etwas anfangen kann. Sie sind aber deshalb nicht weniger wichtig oder nützlich. Denn Innovationen, Geistesblitze und kreative Neuschöpfungen sind gerade in technologisch geprägten Unternehmen der Stoff, aus dem die Zukunft ist.
Alles wird anders. Die Welt, wie wir sie kennen, wird bald nur noch eine schöne Erinnerung an ferne Zeiten sein. Die Digitalisierung verändert nicht nur Geschäftsmodelle, sondern auch Arbeitsweisen und Arbeitsumgebungen. Prozesse und tägliche Routinen lösen sich auf. Auch im hit-Technopark. Und das sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Schon bald soll – zunächst in der Zentrale – alles herausgerissen und neu gemacht werden. „Hier soll beispielhaft eine moderne Arbeitswelt entstehen“, sagt Christoph Birkel, Geschäftsführer des hit-Technopark, „als Selbstversuch, als Inspiration für die Mieter und als Angebot“ (siehe auch das Interview unten).
Mehr Austausch, mehr Inspiration, mehr Vernetzung ist das Ziel. Das äußere Erscheinungsbild dieser neuen Arbeitswelt ist nur die Spitze eines Eisbergs, denn der hit-Technopark verändert sich grundlegend.
Denn der Park der Zukunft ist künftig nicht mehr nur Vermieter von Büro- und Technikumsflächen, sondern Hotspot technologischer Entwicklungen, Biotop zum Austausch von Gedanken und Strategien, eine Community moderner Zusammenarbeit. Die Mieter werden dabei aktive Mitglieder dieser Community statt passive Nutzer von Büroflächen. Der hit-Technopark wird auf diese Weise zum „Enabler“ von Fortschritt – so sagt man das heutzutage.
Aber wie konkret geht das?
Zusammen mit der Hamburger Zukunftsagentur Haruki, die auch für die Innovationskonzepte der Hamburger Hochbahn verantwortlich zeichnet, hat der hit-Technopark unter dem Titel „We connect“ die drei Säulen seiner neuen Philosophie entwickelt.
Kollaboration
Idealerweise entstehen überall im hit-Technopark Open Spaces, Gesprächsinseln, ein neues Gastrokonzept. Sie sind Biotope für Austausch und Zusammenarbeit, in denen unabhängig von der täglichen Arbeit Neues entstehen kann. „Das wirkt Wunder“, sagt Birkel.
Inspiration
Beliebte Veranstaltungsformate wie INNO-Talk und Kaminabende werden weitergeführt oder sogar ausgebaut. „Mein Traum ist, dass wir irgendwann täglich eine Veranstaltung im hit-Technopark haben“, sagt Birkel und nennt als Beispiele Bar Camps, Design Thinking, World Cafés.
Services
Routinen abnehmen, Zeit sparen, Komfort erhöhen. Dazu gehören ebenso das politische Engagement für den Bau einer S-Bahn Haltestelle vor der Tür, wie auch das Angebot von Fahrrädern, Carsharing-Partnern oder einfach dem Friseur oder dem Kindergarten. Alles ist möglich.
„Diese Weiterentwicklung ist für alle notwendig“, sagt Birkel, „schon bald werden wir uns im Arbeitsleben alle anders organisieren und verständigen müssen. Darauf wollen wir zusammen mit unseren Mietern vorbereitet sein.“
„Wir holen Schwung für den großen Sprung“
In einem Selbstversuch soll eine neue Arbeitswelt entstehen als Inspiration für die Mieter. Viele Ideen stammen aus Christoph Birkels neuem Lieblingsbuch New Workspace Playbook.
hitNews: Was muss ein Technologiepark seinen Mietern in Zukunft bieten?
Christoph Birkel: Workshops mit Mietern, Gespräche mit den Verantwortlichen vergleichbarer Einrichtungen, ein ständiger interner Brainstorming-Prozess. Den letzten Anstoß für die aktuellen Vorhaben gab mir die Lektüre des New Workspace Playbook von Dark Horse Innovation. Wir reißen hier demnächst alles raus, den Konferenzraum, die anliegenden Räume und auch mein eigenes Büro. Hier soll beispielhaft eine neue Arbeitswelt entstehen – als Selbstversuch, als Inspiration für die Mieter im hit-Technopark und als Angebot, ihre Räume ebenfalls umzugestalten. Auch der Umbau des gesamten Konferenzbereiches samt Restaurant sind in Planung. Ein Innenarchitekturbüro ist bereits engagiert.
hitNews: Warum wollen Sie verändern?
Birkel: Wenn wir uns die Wirtschaft heute anschauen, müssen wir feststellen, dass eigentlich kein Unternehmen mehr eigene Entwicklungen besitzt, die auf Jahre tragen. Die Produktzyklen sind schneller geworden, die Produkte selbst werden immer komplexer. Die sinkende Halbwertzeit von Erfindungen und Entwicklungen führt dazu, dass sich Unternehmen nicht mehr auf den Lorbeeren ausruhen können. Neue Innovationen müssen zwangsläufig her.
hitNews: Sind Konzerne daher im Vorteil?
Birkel: In großen Firmen brauchen neue Ideen häufig aufgrund der Hierarchien viel zu lange, um konkret zu werden. Andererseits können diese Unternehmen eigene Akzeleratoren entwickeln, also schlagkräftige Entwicklungseinheiten, die nicht selten ausgelagert werden, um frei arbeiten zu können. Die Idee steht heute im Mittelpunkt. Das können wir von den Arbeitsweisen in den USA und im Angelsächsischen lernen.
hitNews: Was bedeutet das für kleine und mittelständische Unternehmen, wie sie in Ihrem Park überwiegend vertreten sind?
Birkel: 1. Das Tempo zieht an. 2. Der Erfolg einer innovativen Entwicklung bindet alle Kräfte und erstickt die Folge-Innovation. 3. Wer erfolgreich ist, muss wachsen. Das bedeutet einen beträchtlichen Fixkostensprung und veränderte Strukturen. Kleine und mittlere Unternehmen haben vor allem die Innovationsproblematik und leiden unter dem Wachstumsdruck.
hitNews: Mit welchen Ansätzen und Ideen kann ein Technologiepark-Betreiber seine Kunden in ihrer Entwicklung unterstützen?
Birkel: Im ersten Schritt wollen wir unter den 110 Firmen im hit-Technopark ein Bewusstsein für die Herausforderungen der Zeit schaffen. Im zweiten Schritt steht die Entwicklung von Workshop-Modulen, die es Unternehmern und leitenden Mitarbeitern ermöglichen, mal wieder den Kopf freizukriegen und nach vorn zu denken. Die ersten Tests sind bereits erfolgreich gelaufen. Dabei geht es uns nicht um die inhaltliche Arbeit der Firmen, sondern um methodische Hilfestellung. Da nehmen wir gern eine Coaching-Rolle ein. Im dritten Schritt soll sich der hit-Technopark zu einer Community entwickeln, die zu einem eigenen firmenübergreifenden Akzelerator werden könnte. Vorstellbar sei eine Cluster-Bildung von artverwandten Unternehmen. Warum nicht ein ganzes Haus zum Thema Medizintechnik?
hitNews: Wie soll das funktionieren?
Birkel: Immerhin haben wir direkten Kontakt zu 110 Unternehmen. Wir wollen eine entsprechende Plattform schaffen, damit sich hier ein innovatives Netzwerk entwickeln kann. Wir haben gerade mit Mark Behr einen Innovationsmanager eingestellt, dessen Aufgabe es ist, die Firmen zu besuchen, Kontakte herzustellen und das Netzwerk zu knüpfen. Außerdem wird eine App beziehungsweise unsere digitale Plattform hit connect online gehen. Zudem bieten wir Workshops für interessierte Mieter, die beispielsweise einmal an einem „World Café“ oder einem „Design thinking“-Event teilnehmen möchten. Dazu arbeiten wir mit der Hamburger Kreativ Gesellschaft zusammen.
hitNews: Warum stellt sich der hit-Technopark neu auf?
Birkel: Wir haben dieselben Herausforderungen wie unsere Mieter. In fünf Jahren werden wir mit unserem Neubauvorhaben auf der Pferdekoppel nebenan die Vermie-tungsfläche verdoppeln. Das heißt auch für uns: Die Mitarbeiterzahl wird von jetzt 10 auf 30 steigen. Dazu brauchen auch wir neue Strukturen. Deshalb holen wir jetzt den Schwung für den großen Sprung in die Zukunft.