„Das Wetter in drei Wochen werden wir nie voraussagen können“
Wie lange dauert eine Ehe? Wer wird nächster Fußball-Weltmeister? Wie ent-wickelt sich die Weltbevölkerung? Wann fahren Autos ganz alleine? Welches Wetter haben wir in drei Wochen?
Deutschlands einflussreichster Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx führte seine Zuhörer beim INNO-Talk des hit-Technopark gleich zu Beginn in die spannende Welt der Prognosen. Überraschend für die 150 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft: Eine Ehe ist am leichtesten vorauszusagen. Amerikanische Wissenschaftler könnten nach einem Gespräch mit einem Ehepaar nach nur 20 Minuten zu 90 Prozent beurteilen, welche Zukunft seine Ehe hat. „Was wir dagegen nie voraussagen sagen können, ist das Wetter in drei Wochen“, sagte der 63-jährige Gründer des wichtigsten Think-Tank, dem „Zukunftsinstitut“ mit Sitz in Frankfurt und Wien.
Zwölf Megatrends haben die Wissenschaftler ermittelt, die sie seriös erforschen. Globalisierung, Individualisierung oder Digitalisierung erklärte Horx, bewegen sich nicht linear, sondern in Schleifen fort. Häufig von Angst und Gier getrieben, aber immer an die veränderten Bedingungen angepasst. „Jeder Trend erzeugt einen Gegentrend.“ Aus Globalisierung wird beispielsweise Glokaliserung, der Wunsch nach Heimat, Verwurzelung und Nationalismus. Letzterer werde allerdings auf lange Sicht keine Zukunft haben, da sich die wirtschaftlichen Cluster nicht in nationalen Regionen, sondern über Grenzen hinweg entwickeln. Aus Individualisierung wird heute eher Kooperation. „Wir arbeiteten in Coworking-Einrichtungen, bestellen wie in Berlin-Tempelhof Gemeinschaftsgärten oder bilden Co-living-Partnerschaften mit Gleichgesinnten, Kollegen, oft über Generationen hinweg“, sagte der Zukunftsforscher. Wichtig ist alles, was unter das Schlagwort Digitalisierung fällt. Man müss keine Angst vor den Maschinen haben. Sie werden die Menschen nicht übernehmen und ihnen auch die Jobs nicht wegnehmen. Ganz im Gegenteil, sagt der Experte, durch Computer bekommen die Menschen mehr Freiheit, ihre ureigenen menschlichen Fähigkeiten einzusetzen. „Künstliche Intelligenz hat bereits heute rund 1.000 neue Berufe geschaffen“, so Horx.
Der Mensch ist analog und wird es bleiben, sagte er abschließend, es gibt weiterhin Bücher und Bibliotheken – sogar die Vinylschallplatte hat überlebt.