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Lassen Sie uns endlich die Bremse in unseren Köpfen lösen

Mutig, meinungsstark, modern: In seiner Kolumne "Klartext" stellt Tempowerk-Chef Christoph Birkel in jeder Ausgabe des Magazins Business & People unbequeme Fragen – vor allem an die Politik. Lesen Sie hier die aktuelle Ausgabe.

Es wird höchste Zeit, dass wir uns darüber klar werden, wie wir die großen Herausforderungen unserer Zeit – Fachkräftemangel und Mobilitätswende – lösen wollen. Beide Themen hängen miteinander zusammen und sind Aufgaben, deren Lösung wir nicht nur vor unseren Kindern werden verantworten müssen, sondern die schon jetzt unsere Wirtschaft extrem belasten. Die Corona-Pandemie hat viele Versäumnisse der Vergangenheit wie in einem Brennglas klar zutage befördert. Und wir stehen erst am Anfang dieser Tragödie. Nur tun wir dagegen…fast nichts!

Gemeinsamer Fortschritt als Metropolregion

Dabei sind die Lösungen meiner Meinung nach gar nicht so schwer zu erarbeiten. Unsere Metropolregion ist groß und stark genug, um die Antworten zu liefern, die es braucht – auch um die Lösungen umzusetzen. Das Gebiet reicht von Cuxhaven im Westen bis Parchim im Osten sowie von Heide und Fehmarn im Norden bis Bad Fallingbostel im Süden. Ein großer Lebensraum mit etwa 5,3 Millionen Einwohnern auf einer Fläche von rund 28 000 Quadratkilometern. Hier sind mehr als 248 000 Unternehmen beziehungsweise 267 000 Betriebe gemeldet. Eine große Zusammenballung an Know-how, Kapital und Wirtschaftsleistung. Eine zur Lösung immer wieder beschworene Formel: als Metroploregion gemeinsam auftreten, Aktivitäten abstimmen und zusammen voranbringen. Über Landes- und Bezirksgrenzen hinweg. Denn Arbeitskräfte und Unternehmen denken und handeln nicht in Grenzen. Denn die sind künstlich erschaffen. Politik und Verwaltung müssen jedoch in den gesetzten Grenzen handeln. Diese Notwendigkeit ist mir bewusst. Hier haben wir einen systemimmanenten Konflikt, den wir lösen müssen. Dies ist möglich, indem wir Mittel und Wege finden, die Grenzen zu überwinden. Voraussetzung dafür ist: pragmatisch denken, gegenseitige Abstimmung, sich an Absprachen halten und Projekte unterstützen, auch wenn es mal nicht zum eigenen sofortigen Vorteil ist.

Es muss jetzt gehandelt werden!

Was mich stört: Alle stimmen diesem Lösungsweg zu und beschwören immer wieder die Idee der Metropolregion. Nur handelt danach fast niemand! Gemeinsame Projekte werden immer wieder bis zur Unkenntlichkeit im Klein-Klein der Bezirks- und Landespolitik entstellt. Denn letztlich ist sich doch jeder selbst der Nächste und hält lieber sein Haus sauber, als sich um den Müll der anderen zu kümmern. Wider besseren Wissens. In der OSZE-Studie wurde es uns attestiert. Diese ist schon drei Jahre alt – was wurde bisher davon umgesetzt oder auf den Weg gebracht?

Es sind die Grenzen in den Köpfen und Egoismus, die uns immer wieder an der übergreifenden Umsetzung scheitern lassen und uns ausbremsen. 

Weniger Bürokratie wagen

Erste gute Ansätze zur Überwindung der Grenzen gab es schon vor mehr als zehn Jahren. Mit der Gründung der Süderelbe AG (SAG) wurde bundesweit ein Novum geschaffen, denn durch sie können bundesland- und kreisübergreifende Projekte umgesetzt werden. Doch anstatt diese Idee zu nutzen, wird sie immer wieder untergraben: Läuft etwas nicht nach Plan, ist die SAG Schuld, läuft es gut, wird das Projekt der SAG weggenommen, um die Erfolge für sich selbst zu beanspruchen, um nur ein Beispiel zu nennen. So bremsen wir unsere eigenen Lösungen selber aus.

Unsere Metropolregion bietet alles, um den Herausforderungen der Zukunft frohen Mutes entgegenzutreten. Die Chancen sind da. Wir müssen sie nur gemeinsam ergreifen. Lassen Sie uns endlich die Bremse in unseren Köpfen lösen und anfangen, unsere Möglichkeiten zu nutzen. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Ich möchte meinen Kindern auf jeden Fall nicht sagen müssen: Wir hatten alle Chancen…und haben sie kurzsichtig verschwendet.

Die Audioversion dieser Kolumne können Sie unter diesem Link (WURDE NOCH NICHT VERTONT!) abrufen.
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