Tschüss, Black Box!
Mieter und Mieterinnen im TEMPOWERK bieten Produkte und Leistungen, die die Welt verändern. Hier stellen wir sie vor. Teil 8: die innovative Katalyse-Messtechnik von REACNOSTICS.
Dünger, Kraftstoffe, Medizin: All das prägt den Alltag von uns Menschen und hat eine Gemeinsamkeit: es wird meistens katalytisch hergestellt. Dafür müssen erst andere Stoffe umgewandelt werden – das geschieht mithilfe eines Katalysators, der den Ablauf chemischer Reaktionen erleichtert.
Warum das relevant ist? Bisher laufen Optimierungen von katalytischen Reaktionen in der Industrie standardmäßig nach dem Try & Error-Prinzip. Der Tempowerk-Mieter REACNOSTICS möchte das nun ändern – mit einer wissensbasierten Optimierung durch eine selbstentwickelte Messtechnik. “Bisher gleichen katalytische Reaktoren einer Black Box: Man kippt oben etwas rein und unten kommt was raus. Diesen Prozess wollen wir transparent machen”, sagt Dr. Maik Finsel von REACNOSTICS.
Transparenz als Schlüssel zur Optimierung
Die Firma untersucht katalytische Prozesse mit dem Ziel, Kunden eine effiziente, kostengünstige und nachhaltige Produktion zu ermöglichen. Mit ihrer patentierten Technik lässt sich in das Innenleben des Reaktors schauen. Ist er zu dick oder zu kurz? Ist es zu heiß? Brauche ich verschiedene Temperaturzonen? Wie verhält sich der Katalysator? Auf all diese Fragen kann REACNOSTICS eine Antwort geben. Das Ergebnis sind weniger Nebenprodukte und mehr Effizienz für den Kunden. Auf Dauer spart das viele Kosten. “Wenn ein Kunde eine Millionen Tonnen Methanol im Jahr herstellt, kann man sich vorstellen, wie viel Geld er spart, wenn beispielsweise der Energieaufwand um 0,5% reduziert oder der Umsatz um 0,5% erhöht wird”, sagt Finsel.
Von der Playstation bis zur Pilotanlage
Unternehmen kommen zu REACNOSTICS mit der Frage: Wie muss meine Anlage und die Prozessparameter aussehen, damit die Katalyse effizient und nachhaltig gelingt? Das Team um Dr. Maik Finsel entwickelt dann die Modelle in einem kleinen Maßstab, um zu überprüfen, wie sich Prozesse später im Großen optimieren lassen. Upscaling nennt sich das. Die Prototypen können kleine Anlagen ähnlich groß wie eine Playstation sein, bis hin zu Pilotanlagen.
REACNOSTICS wurde 2017 aus der TUHH heraus gegründet, seitdem ist die Firma stetig gewachsen. “In den letzten zwei Jahren hat sich die Anzahl unserer Mitarbeiter verdoppelt”, sagt Finsel. Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt das Unternehmen aktuell besonders. In Pilotprojekten wie zum Beispiel Power-to-X Anlagen untersucht REACNOSTICS die Umsetzung von Wasserstoff, der aus überschüssiger Energie mittels Elektrolyse von Wasser gewonnen wird und CO2 aus Verbrennungsanlagen oder Biomasse, um daraus beispielsweise synthetische Kraftstoffe oder Methanol herzustellen.