Wenn die alte Liebe ruft
Wim Munsters verbrachte sechs Jahre damit, um aus Einzelteilen den originalen Tempowagen zusammenzubauen, der heute am Tempowerkring steht. Sein größter Wunsch wurde nun wahr: das “Schätzchen” nochmal wieder sehen.
Wim Munsters steht andächtig vor dem roten Tempo Hanseat, die rechte Hand umklammert einen Gehstock, die linke Hand tastet den Vorderreifen – ein zufriedenes Lächeln breitet sich in seinem Gesicht aus. Es ist mehrere Jahre her, dass Munsters sein Werk zuletzt gesehen hat. Heute ist es soweit, das Tempowerk hat den Niederländer eingeladen. Noch ein paar liebevolle Tätschelchen, dann steigt Munsters ein, auf zu einer Probefahrt ums Gelände. “Er war begeistert, dass sein “Schätzchen” hier so wertgeschätzt wird”, erzählt Innovationsmanager Mark Behr, der neben Munsters Platz nahm.
Munsters und der rote Tempo – ein lange Liebesgeschichte
Die Geschichte von Wim Munsters Tempo ist fast zu kitschig um wahr zu sein. Als zwölfter Sohn eines Schmieds kann sich der junge Munsters nach dem zweiten Weltkrieg kein eigenes Auto kaufen – dabei hätte er so gerne eins. Zufälligerweise bekommt er mit, dass der rote Tempo eines Nachbars kaputt gegangen ist. Also geht er hin und fragt, ob er die Einzelteile bekommen kann. Scheinbar hat der Junge Bastel-Talent: Nach einiger Zeit funktioniert der Tempo wieder, der für eine lange Zeit treu an seiner Seite bleibt.
Aus Geschichte wird Zukunft
Hier im Tempowerk wurde der Dreirad-Wagen endgültig zum weltweiten Unikat. Zusammen mit der Firma E-Cap wurde das historische Fahrzeug rundum elektrifiziert, aus dem brummenden Zweitakter wurde ein flüsternder E-Motor. Auch Munsters staunt über die unerwartete Metamorphose des roten Tempos. Dass sein “Schätzchen” dazu einmal einen Platz im Showcontainer des Tempowerks bekommt, hätte der Tüftler wohl nicht für möglich gehalten. Zum Abschluss übergab der 87-Jährige Mark Behr noch ein Präsent: ein originales gelbes Tempo-Schild. “Wir haben uns über das besondere Geschenk sehr gefreut”, resümiert Behr.