„An diesem Werk ist nichts dem Zufall überlassen“
Im Foyer der Tempowerk-Zentrale ist eine außergewöhnliche Wandinstallation entstanden. Kein einfaches Wandschild, sondern ein Kunstwerk. „Ein Unikat“, wie Niels Buschke sagt. Im Interview erklärt der Designer, was es damit auf sich hat.
Tempowerk: Her Buschke, Sie haben die neue Wandinstallation im Foyer der Tempowerk-Zentrale gebaut. Wie groß war die Freude, als Sie das erste Mal von den Plänen gehört haben?
Niels Buschke: Ich habe mich direkt in die Arbeit gestürzt. Es geht für mich immer als erstes darum zu gucken: Wie kriege ich das realisiert. Als dann das erste Loch gebohrt und die erste Schraube versenkt war, dachte ich: cool, jetzt geht es los. Und Freude ist dann so etwas, das kommt bei mir immer erst am Ende, wenn alles fertig ist.
Tempowerk: Am Ende ist ein eindrucksvolles Kunstwerk entstanden. Sind Sie zufrieden?
Buschke: Ich muss sagen, das Ergebnis taugt mir schon sehr. Es ist ein Unikat, eine echter Hingucker und absolut nicht austauschbar.
Tempowerk: Dann erzählen Sie doch mal: Was hat es mit dieser Installation auf sich?
Buschke: Die Aufgabe bestand darin, ein Kunstwerk zu schaffen, dass zeitlos ist und die DNA des Tempowerk verkörpert: Technologie, Kollaboration, Fortschritt. Mir war klar, das wird kein einfaches Firmenschild, sondern ein Statement. Deshalb musste es so groß wie möglich sein, den Schriftzug ‚Tempowerk’ enthalten und durch den Claim abgesoftet werden. Im Laufe der Planung haben wir dann gemerkt: Lasst uns doch einen 3D-Effekt einbauen. So hat die Installation eine weitere Dimension erhalten.
Tempowerk: Das klingt cool, aber was soll diese Installation dem Betrachter jetzt sagen?
Buschke: Auf diese Frage gibt es eine konkrete und eine philosophische Antwort. Zunächst die Konkrete: Im ‚Tempowerk’-Schriftzug haben wir viele verschiedene Materialien verbaut: Holz, Acrylglasrohre, Mineralwerkstoffe. Diese Vielfalt soll widerspiegeln, wie unterschiedlich die Unternehmen hier auf dem Gelände sind – und trotzdem sind sie im Begriff ‚Tempowerk’ verbunden. Der Claim ‚verbindet’ darunter ist wie ein analoger Call-to-action-Button, der sagt: ‚Hey, ihr Gewerke hier im Tempowerk – verbindet Euch.’ Und dann ist da noch die Machart der großen Buchstaben, die Formen, die Farben, der ‚Tech’-Look. Das alles zahlt auf die Marke ‚Tempowerk’ ein.
Tempowerk: Und wie lautet die philosophische Antwort?
Buschke: Die findet der Betrachter selbst heraus. Es ist doch so: In jedem, der sich ein solches Kunstwerk anschaut, löst es etwas anderes aus. Das habe ich schon gemerkt, als ich die Installation montiert habe. Natürlich kommt man dabei immer wieder ins Gespräch. Und ja, man hört die Leute förmlich laut denken. Eine Betrachterin hat mir zum Beispiel erzählt, sie finde, dass die Buchstaben irgendwie unfertig aussehen würden.
Tempowerk: Was haben Sie ihr gesagt?
Buschke: Erst mal gar nichts – um nichts vorweg zu nehmen. Denn häufig fängt man erst dann an, die Dinge wirklich zu hinterfragen. Und dann hat ein Kunstwerk sein erstes Ziel schon erreicht. Das „W“ mit den Wellen sieht aus wie ein Kühlergrill, wie bei einem Tempo-Wagen. Vielleicht soll das ja so? Das „E“ ist geschlossen, während man in alle anderen Buchstaben hineingucken kann. Kleines Geheimnis: Das liegt daran, dass dahinter die gesamte Elektronik verbaut wurde. Funktionalität versendet eben auch Botschaften.
Tempowerk: Von der Idee über die Planung bis zur Fertigstellung ist etwa ein halbes Jahr vergangen. Was waren die größten Herausforderungen?
Buschke: Allen voran waren da sicher die Größe und das Gewicht. Die gesamte Installation wiegt fast zwei Tonnen – die muss man erst mal an die Wand bringen. Dann hat eben diese Wand eine leichte Wölbung; genauer gesagt eine Rundung mit einem Radius von zwölf Metern. Dazu der 3D-Effekt. Jedes Bauteil musste daraufhin im Vorfeld exakt berechnet werden. Letztendlich haben wir an diesem Werk nichts dem Zufall überlassen. Und jetzt, wo alles fertig ist, kann ich tatsächlich sagen: Jedes Teil sitzt exakt da, wo es sitzen soll.
Zur Person
Niels Buschke, 47, ist Geschäftsführer der Santiago Design GmbH, die er 2002 gegründet hat. Mit einem kleinen Team aus drei Mitarbeitern kümmert er sich um Corporate Design für Unternehmen – etwa um den Markenauftritt der Kaifu-Lodge oder die Art Direction bei der Otto-Group. Wandinstallationen wie im Tempowerk hat Buschke unter anderem auf einigen Kreuzfahrtschiffen von Tui Cruises realisiert. Eine seiner Ideen – der Schriftzug „I feel good today“, bei dem das „oo“ aus den Reifen eines Fahrradgestells besteht – wurde weltweit bekannt: Als Startbildschirm der Software Dreamweaver, dem HTML-Editor von Adobe. Die Installation im Tempowerk entstand in Abstimmung mit der Marken-Agentur Uwe.