Mit Hightech auf Fehlersuche
Tempowerk-Mieter Treo ist spezialisiert auf Untersuchungen von Geräten und Komponenten aus dem Flugzeug- und Schiffbau, Bahn- und Industriebereich. Jetzt hat die Firma eine neue Produktwelt für sich entdeckt: E-Bikes und Pedelecs.
E-Bikes und Pedelecs sind im Trend. Die unterstützende Technik sorgt dafür, dass immer mehr Menschen aufs Fahrrad steigen. Für die Hersteller hat der Boom jedoch zwei Seiten. Zum einen können sie viele Bikes verkaufen. Zum anderen aber schaffen sie es kaum, die hohen Anforderungen an das Material in den Griff zu bekommen.
Denn der technische Fortschritt bringt auch Nachteile mit sich. Wegen der großen Nachfrage und kurzen Produktentwicklungszyklen bleibt den Entwicklern vor der Herstellung ihrer Produkte wenig Zeit für ausführliche Prüfungen. Dabei sind die elektrisch angetriebenen Velos ungleich höheren Belastungen ausgesetzt als herkömmliche Fahrräder. „Die Belastungen gleichen denen von leichten Motorrädern“, beschreibt Dr.-Ing. Till Schwermer, Laborleiter beim Prüflabor „Treo – Labor für Umweltsimulation“ die Problematik.
Wegen der rasanten Entwicklung: Probleme mit der Qualität bei E-Bikes
Die Firma Treo, eine der größten Mieter im Tempowerk, ist seit zehn Jahren im Bereich Produkt- und Komponententests etabliert. Besondere Expertise kann das von der deutschen Akkreditierungsstelle zertifizierte Umweltsimulationslabor durch seine Arbeit für Hightech-Branchen wie Luft- und Schiffbau sowie für die Bahn und die allgemeine Industrie vorweisen. Nun hat Treo ein weiteres Testfeld für sich entdeckt – E-Bikes und Pedelecs. „Die neuen Fortbewegungsmittel sind eine Mischung aus Motorrad und Fahrrad und eine technische Herausforderung“, sagt Treo-Geschäftsführer Dr.-Ing. Hanno Frömming. Aufgrund der rasanten Entwicklung in der E-Mobilität haben die Hersteller Probleme, die Erwartungshaltung der Konsumenten in Sachen Qualität und Haltbarkeit zu erfüllen.
Schwachstellen vor allem bei Einflüssen wie Erschütterungen und Wasser
Einer der ersten, die Hilfe bei Treo suchten, war ein namhafter Hersteller von Antriebseinheiten für E-Bikes. Da es noch wenig vorgegebene Prüfnormen für den Bereich E-Mobility gab, entwickelten die Experten von Treo ein sinnvolles Prüfprogramm. Die Schwachstellen, die das Treo-Team ausgemacht hatte, waren vor allem Vibrationen sowie Wasserdichtigkeitsprobleme. „Wir sollten herausfinden, wie man die Schwächen ausmerzen kann und haben versucht, Probleme die im Feld auftraten, im Labor zu nachzustellen“, erklärt Till Schwermer.
Dafür bedurfte es einer anderen Herangehensweise. Im Gegensatz zu herkömmlichen Fahrrad-Prüflaboren kommen bei Treo die Probanden nicht nur auf die „Rolle“, sondern sie werden zum Beispiel auf einem Shaker fixiert, vibriert und geschockt oder mit Wasser bearbeitet, um Fehlern und Mängeln auf die Spur zu kommen. Bisher stand die dynamische Komponente für die Fahrradentwickler weniger im Fokus, aber durch die Unterstützung mit den Motoren steigen die Belastungen des Materials extrem an. Die Erkenntnisse im Treo-Prüflabor beweisen: Viele Komponenten zeigen bei derartigen Belastungen deutliche Schwächen!
Treo bietet auch EMV-Tests einzelner E-Bike-Komponenten
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal, das Treo von anderen Prüflaboren unterscheidet, ist die EMV-Prüfung. Dabei geht es darum, herauszufinden, wie Komponenten auf die elektromagnetische Strahlung anderer elektrischer Einrichtungen reagieren und was von den Komponenten selbst abgestrahlt wird.
Wie auch in anderen Bereichen basieren die EMV-Prüfungen auf gesetzlichen Vorgaben, die für viele Hersteller eine Herausforderung darstellen. Das hat zur Folge, dass einige E-Mobility-Produkte – vom Roller bis zum Pedelec – derzeit nicht verkauft werden können, weil sie von der Marktaufsicht gesperrt wurden. Damit das in Zukunft nicht mehr geschieht, bietet Dienstleister Treo sein Prüfprogramm allen Herstellern von E-Mobility-Geräten an.
Gute Produktentwicklung steht im Vordergrund
Geschäftsführer Hanno Frömming und seinem fahrradbegeisterten Team geht es um mehr Qualität – für den Hersteller und für die E-Bike-Käufer: „Bei unseren Tests steht im Vordergrund, dass gute Produkte entwickelt werden und in den Markt kommen. Und wir wollen unsere Auftraggeber vor Qualitätsmängeln und Reklamationen schützen.“