Tradition trifft Technologie: Salzstreuer aus dem 3D-Drucker
Wer sich unter 3D-Druck in der Praxis bisher nur wenig vorstellen konnte, dem hilft diese muntere Geschichte aus dem hit-Technopark: Wie die innovative Produktionstechnologie-Technologie einen historischen Salzstreuer wieder funktionsfähig machte.
Was nutzt das bedeutungsvollste Erbstück, wenn man keine Verwendung mehr dafür hat? Mit diesem Problem suchte Dorothea Ladek Hilfe beim hit-Mieter MCB-Group. Ihr französischer Salzstreuer aus dem historische Material Bakelit war der Alterung zum Opfer gefallen. Außerdem war der Schraubdeckel zerbrochen. So erfüllte das Erbstück nur noch einen Dekorationszweck. Gut, dass es mit der MCB-Group einen Experten für 3D-Druck direkt in der Nachbarschaft gibt.
Einfach den Deckel nachdrucken, soweit die Theorie. In der Praxis sah es dann doch etwas komplexer aus, wie Manuel Borchers erklärt. Der Konstrukteur der MCB-Group nahm sich des Salzstreuers an. "Der Deckel ließ sich aufgrund des fehlenden Teils nicht einfach einscannen, sondern musste digital vermessen werden", sagt er. Die Messergebnisse lieferen wiederum die Grundlage für ein neues CAD-Modell: Aus den Grundformen Zylinder und Kugel wurde der Deckel nachgebaut und Details wie Gewinde, Löcher und Rundungen manuell entsprechend dem Original ergänzt. "Bei dieser Methode spielt es keine Rolle, dass dem Original Teile fehlen", erklärt Borchers.
Die Anforderungen an das nachzubauende Objekt waren hoch: lebensmittelecht musste der Deckel sein und die Farbe schwarz sollte er haben. Er sollte UV-beständig sein und eine geringe Wasserabsorbtionsrate haben, so dass der Salzstreuer auch über einem Topf mit kochendem Wasser einsatzfähig sein würde. Das Material sollte sich bei höheren Temperaturen nicht verformen.
Borchers erklärt: "Teile, die nicht mehr hergestellt werden können, weil ein 3D-Modell fehlt, lassen sich durch reverse engeneering und additive Fertigung als Einzelexemplar oder in geringer Stückzahl wieder reproduzieren. Die Anforderungen an das Material können definiert werden." Ende gut, alles gut. „Es freut mich sehr“, sagt Dorothea Ladek, die Kuratorin der Kunstinitiative hit-Art, „dass dieser kleine Alltagsgegenstand wieder einsatzfähig ist.“