INNO-Talk mit Ewald Lienen: Das kann Wirtschaft vom Fußball lernen
Kurzweilig, unterhaltsam und lehrreich: 90 plus fünf Minuten sprach Ewald Lienen beim INNO-Talk über Menschenführung, Kommunikation und Erfolg im Sport und Business.
Es begann mit einer Anekdote, und es endete auch mit einer – dazwischen viel Spannendes, Lehrreiches, Unterhaltsames. Nicht – wie sonst üblich beim INNO-Talk – eine Stunde lang, sondern 90 Minuten. So lange wie ein Fußballspiel, denn der Gast war ja auch Fußballer, Trainer, Manager: Ewald Lienen, technischer Direktor des FC St. Pauli.
Es sei allein seiner Prinzipientreue zu verdanken, dass er sein Ziel überhaupt erreicht habe, begann Lienen seinen Auftritt. Auf dem Weg nach Harburg habe ihm das Navi in seinem Auto angezeigt, dass er angeblich auf Bahnschienen unterwegs sei. Er solle wenden, habe die Frauenstimme gefordert. „Ich war mir aber sicher, dass es eine Straße ist – also bin ich meinen Prinzipien treu geblieben und weitergefahren“, so Lienen. Und schon war Lektion Nummer eins des Abends absolviert: „Lass' immer Deine Werte und Prinzipien Dein Handeln bestimmen.“
"88 Prozent Ballbesitz im Wohnzimmer"
Mit Witz, aber auch mit Tiefgang, führte der frühere Fußballprofi und Trainer seine Zuhörer im vollbesetzten Konferenzraum durch seinen Vortrag. Dabei musste er beim Thema des Talks zunächst durchatmen. „Was Wirtschaft vom Fußball lernen kann?“, wiederholte er die Frage des Abends – und pustete kräftig durch. „Ich bin mir nicht sicher, ob man von mir etwas lernen kann“, sagte Lienen und lachte. Als er aber begann, neben Anekdoten aus der schildernden Welt des Profifußballs auch über Werte und Prinzipien zu sprechen, über Teambuilding, Motivation und Menschenführung, war schnell klar, dass es nicht nur ein unterhaltsamer, sondern auch ein lehrreicher Abend werden würde.
Eine Präsentation hatte Lienen zwar vorbereitet. Aber sobald er ins Erzählen kam, waren die Folien an der Wand schnell Nebensache. So sprach er zum Beispiel über die Herausforderungen, die er Anfang der Neunziger als junger Trainer des MSV Duisburg meistern musste. „Ich war als ehemaliger Profi so von mir überzeugt, dass ich dachte, ich weiß alles“, sagte er. In Wahrheit aber habe er zunächst jede Menge lernen müssen – zum Beispiel, seine Spieler zu verstehen und sie mitzunehmen. Um das Selbstvertrauen zu stärken, habe er angefangen, sie nach ihrer Meinung zu fragen. Statt sie nach Fehlern zu kritisieren, habe er sie aufgebaut. „Was passiert, wenn ich Spieler niedermache?“, fragte Lienen – und gab die Antwort selbst: „Sie riskieren nichts mehr. Dann spielen wir nur noch die Bälle quer hin und her und haben 88 Prozent Ballbesitz. 88 Prozent Ballbesitz kann ich auch im Wohnzimmer haben – bringt nur nichts."
"Wer scheitert, scheitert an Kommunikation – im Sport und im Business"
„Trainer“, sagte Lienen, „scheitern nie am Fachwissen, sondern an der Kommunikation.“ Das sei übrigens eine Parallele zur Wirtschaft. hit-Geschäftsführer Christoph Birkel hatte in seiner Begrüßung schon gesagt, Mitarbeiter seien für Unternehmen immer der wichtigste Erfolgsfaktor, aber über das Thema Menschenführung würde man in der Ausbildung nie etwas lernen.
Nach gut 90 Minuten fragte Lienen, wie viel Zeit er noch hätte. „Im Fußball würde der vierte Offizielle jetzt die Nachspielzeit anzeigen“, sagte ein Zuschauer – und Lienen begann mit seinem Schlusswort. Noch eine Anekdote: "Ein Vater sagt zu seinem Sohn: Junge, es gibt zwei Arten von Wölfen. Der eine lebt von Neid, Missgunst, Hass, der andere von Lebe, Empathie und Mut. Der Junge fragt: Und welcher der beiden Wölfe gewinnt? Da antwortet der Vater: Immer, der, den Du fütterst."
Das war das Stichwort für Gastgeber Christoph Birkel. "Gut, dass Sie übers Füttern reden, unten im Restaurant ist das Büffet eröffnet."