Die Maschinen-Flüsterin
Integration an der Nähmaschine: Ulrike Reichert leitet seit drei Jahren die Nähwerkstatt der gemeinnützigen Gesellschaft des hit-Technopark, OPEN ARMS. Jeden Montagnachmittag schneidert sie mit Frauen aus Eritrea, Somalia, Afghanistan, Syrien und dem Irak.
Jeden Montag das gleiche Bild am Hintereingang von Haus 5 im Tempowerkring: In einer Schlange warten zwölf Frauen ganz aufgeregt darauf, dass sich die Tür der Nähwerkstatt öffnet. Die Frauen– manche voll bepackt mit Stoffen, einige mit ihren Kindern – sind Stammgäste, kommen aus der Flüchtlingsunterkunft "Am Radeland" oder haben dort die ersten Jahre bis zur Anerkennung verbracht.
Die Schneiderwerkstatt wird von OPEN ARMS, der gemeinnützigen Gesellschaft des hit-Technopark, unterstützt und stellt auch die Räume zur Verfügung. Hier wird Integration erfahrbar: gemeinsam an der Nähmaschine kreativ sein, Kontakte pflegen und deutsch sprechen.
Geleitet wird die Nähwerkstatt von Ulrike Reichert, einer Hamburger Modedesignerin, die nach erfolgreichen Stationen in großen Modehäusern nun als Freelancer mittelständigen Unternehmen Problemlösungen anbietet. Die Nähwerkstatt baute sie vor drei Jahren mit Hilfe von OPEN ARMS auf und gibt seitdem ihr großes Wissen ehrenamtlich an die Geflüchteten weiter. „Ein Ehrenamt veredelt den Charakter“, sagt die gebürtige Wolfenbüttlerin und lacht. Es macht ihr sichtbar große Freude, sich um jedes Detail zu kümmern. Angefangen bei Stoffen, Knöpfen und Garnen bis zu Schnitten und Nähmaschinen – alles gespendet.
Um für ihre Schneiderinnen jederzeit gleiche Bedingungen zu ermöglichen, hat Ulrike Reichert sich auf einen Nähmaschinentyp festgelegt. Sie prüft jede gespendete Maschine auf Tauglichkeit und repariert alle eigenhändig. „Man nennt mich deshalb auch die Maschinen-Flüsterin“, sagt sie gut gelaunt. Mit ihren Frauen aus Eritrea, Somalia, Afghanistan, Syrien und Irak schneidert sie gerade selbst entworfene Lesekissen für die Weihnachtsmärkte – jeden Montag von 15:00 bis 19:30 Uhr.
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